
Herbert Bächli
Über vier Jahrzehnte lang prägte Herbert Bächli als Geschäftsführer und Verwaltungsratspräsident die Entwicklung der Bächli AG entscheidend. Mit viel Engagement, Weitblick und einem feinen Gespür für technologische Trends führte er das Familienunternehmen zu einem führenden Anbieter von elektrotechnischen Lösungen im Bereich Wickelgüter für die Bahnindustrie und andere Industrien.
Seit seinem Rückzug aus dem operativen Geschäft bleibt Herbert Bächli dem Unternehmen als Mitglied des Verwaltungsrats eng verbunden.
Anlässlich des 75-jährigen Bestehens der Bächli AG spricht er mit uns über seine persönlichen Erfahrungen, die Entwicklung des Unternehmens und seine Gedanken zur Zukunft der Bahnbranche – und verrät, was ihn nach all den Jahren immer noch mit Bächli AG verbindet.
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Wie würden dich deine Kinder beschreiben?
Hilfsbereit, feinfühlig, herzlich, freundlich und ein guter Kumpel
Was ist deine jetzige Aufgabe bei der Bächli AG?
Ich begleite und unterstütze meine Kinder, wenn Sie Fragen an mich haben oder tausche mit Ihnen meine Erfahrungen aus, wenn das erwünscht ist. Ich habe einen sehr engen und schönen Kontakt zu Ihnen und der Firma. Gleichzeitig bin ich VR-Präsident.
Du hast heute eine andere Rolle als noch vor ein paar Jahren. Wie ist es für dich die Bächli AG «nur» noch in einer strategischen Funktion zu begleiten?
Ich war während 48 Jahre aktiv in der Bächli AG tätig. Es ist schön mitzuverfolgen, mit welchem grossen Engagement und wie zukunftsorientiert das Unternehmen geführt wird. Das zu sehen, ist wie ein Segen für mich. Ich bin sehr stolz darauf, wie meine Kinder und die Mitarbeitenden das umsetzen.
Kannst du uns einen kurzen Überblick über deine Karriere und die Entwicklung des Familienunternehmens unter deiner Führung geben?
Nach meiner Lehrzeit, die ich als Elektromaschinenbauer bei Schindler abschloss, wollte ich die Welt bereisen. Nach kurzer Abwesenheit wurde mein Vater jedoch krank und meine Mutter bat mich in der Firma auszuhelfen. Im März 1974 trat ich in die Firma ein, wir waren damals 4 Leute und da ich schon früher gerne mithalf und damit mein Sackgeld ausbesserte, wusste ich schon einiges. So konnte ich also Unterstützung bieten. Als mein Vater nach mehreren Monaten wieder mitarbeiten konnte, bat er mich zu bleiben. Das war zwar nicht mein Ziel, doch daraus wurden 48 Jahre.
Neben der Arbeit besuchte ich dann die Handelsschule, das Elektrotech, Marketingkurse und Managementschulen. Es gab praktisch kein Jahr, wo ich nicht eine sinnvolle Weiterbildung absolvierte. Als ich im Jahr 1987 heiratete, unterstütze mich meine Frau Lisa sehr tatkräftig bei allem, so konnte ich neben dem Arbeiten und den Weiterbildungen auch meine junge Familie leben. Mit 52 Jahren machte ich dann noch ein Nachdiplomstudium im Qualitätsmanagement an der Hochschule Luzern. Qualität zu leben ist ein hoher Anspruch, sei es in der Firma, in der Familie und mit allen anderen.
Du hast die Bächli AG 50 Jahre lang begleitet. Was sind die prägendsten Erinnerungen der letzten 50 Jahre?
Sicher für mich die prägendste Erinnerung war, als ich mich vor rund 25 Jahren fragte, wie die Zukunft der Firma aussieht. Von der Industrie allein sah ich für uns als Produktionsbetrieb keine Zukunft. Die ausländische Konkurrenz konnte, sobald es eine grössere oder wiederkehrende Stückzahl an Transformatoren oder Drosseln vorlag, viel kostengünstiger anbieten. Da nützte auch unsere Seriosität oder unser Qualitätsbewusstsein nichts. Also sah ich zwei Möglichkeiten; entweder mache ich solange es geht weiter oder ich musste eine neue Nische finden. Alles, was wir bis dahin erreicht haben, auslaufen zu lassen, war nicht mein Ding. Daher beschloss ich, die Möglichkeiten im Bahnbereich abzuklären.
Wir als kleines seriöses KMU mit guten Prozessen und einem hohen Qualitätsbewusstsein in der Nische, können eine Lücke füllen, wo die grosse Konkurrenz kein oder wenig Interesse zeigt. Die Firma Stadler bot mir diese Chance. Sie auditierte die Bächli AG und so erhielten wir den ersten Auftrag für die Doppelstock-Züge, die auch für Stadler Neuland waren. Die Projektphase lief fast 2 Jahre und dann lieferten wir die ersten Hilfsbetriebstransformatoren. Die Zusammenarbeit funktionierte beidseitig, das Vertrauen wuchs und ist bis heute eine Erfolgsgeschichte. Aus meiner Sicht für beide Seiten.

Die noch grössere Herausforderung für mich kam im Jahr 2017, als ich das Unternehmen zweimal im gleichen Jahr hätte verkaufen können. Jetzt musste ich zuerst mit meiner Familie zusammensitzen und nachfragen, was sie dazu meinen. Mein Sohn Daniel arbeitete schon 5 Jahre in der Firma, die letzten 3 Jahre als Produktionsleiter. Meine Tochter Jennifer wirkte schon früh in kleinen Pensen im Unternehmen mit und unterstütze meine Frau Lisa in der Buchhaltung. Zu einem späteren Zeitpunkt ihres Berufslebens schloss sie in einem zweiten Studiengang den MBA ab und bekam dadurch mehr Kontaktpunkte zu anderen Fachbereichen des Unternehmens.
Als wir am Tisch über die Möglichkeiten eines Verkaufs sprachen, sagte mein Sohn, er würde gerne bleiben und die Firma übernehmen, allerdings nur wenn seine Schwester mitmache. Das wurde nie von Lisa oder mir gewünscht, doch es ist für einen Unternehmer das Schönste, wenn die Kinder in die eigenen Fussstapfen treten. Für mich war das die grösste Herausforderung in meinem Leben und ich bin so stolz und glücklich, dass uns dies so gut gelungen ist.
Wie wichtig ist es Ihnen, dass die ursprünglichen Werte und die Kultur des Familienunternehmens erhalten bleiben?
Es ist wichtig für ein Unternehmen, dass es eine Wertvorstellung und eine Kultur hat, denn sie bildet das Rückgrat. Diese Werte wurden von meinen Kindern beibehalten und weitergeführt. Die Grundwerte bleiben zeitunabhängig bestehen und sollten im Zentrum gehalten werden. Wichtig ist sich immer wieder vor Augen zu führen, dass jedes Geschäft nur zwischen Menschen stattfindet.
Wo siehst du die Bächli AG in 5 Jahren?
Ich glaube, dass wenn die Führung und das Team weiter so am Ball bleiben, steht der Bächli AG eine starke Zukunft bevor und sie wird weiter moderat wachsen. Das Unternehmen ist sehr gut organisiert, hat ein optimales und motiviertes Team, ist technologisch up-to date und hat ein seriöses Denken, sowie einen sehr hohen Qualitätsstandart.
Welche Tipps würdest du anderen Unternehmern geben, die sich auf eine ähnliche Übergabe vorbereiten?
Einerseits den Mut zu haben, die operative Führung im richtigen Zeitpunkt abzugeben und das Vertrauen in die nachfolgende Generation zu haben. Andererseits als Vertrauensperson unterstützend da zu sein und Fragen zu beantworten.
Auf was schaust du zurück, wenn du an die Bächli AG denkst?
Früher waren wir ein klassischer Handwerksbetrieb. Heute sind wir ein Technologieunternehmen, welches hochwertige Produkte mit handwerklicher Präzision fertigt. Diese Entwicklung war notwendig und erfreut mich sehr. Denn als kleines KMU ein solches Know-How zu besitzen, ist nicht selbstverständlich.